"Wo alle das Gleiche denken, denkt keiner viel." (Aus dem Englischen: Where all think alike, no one thinks very much.") — Walter Lippmann
Zusammenarbeit und Konflikt sind keine Gegenspieler: sie sind Partner. Verabschieden wir uns also von der Vorstellung, dass leistungsfähige Teams nur aus lächelnden Personen bestehen, die stets einer Meinung sind.
Teamarbeit muss auch mal mit Schwierigkeiten behaftet sein. Ein guter Teamleiter zu sein, bedeutet nicht, eine pseudo-glückliche Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Sie mehr damit beschäftigt sind, den Frieden zu bewahren als damit gute Arbeit zu leisten.
Nehmen wir zum Beispiel die Rivalität zwischen der Vertriebs- und der Marketing-Abteilung oder den Konkurrenzkampf zwischen Ihren leistungsstärksten Vertriebsmitarbeitern. Diese gesunde Spannung heizt den Erfolg an.
Was können Sie tun, damit Konflikte produktiv bleiben? Sie müssen in der Lage sein, zu erkennen, wenn gesunde Spannung in der Gefahr schwebt, sich zu einer zerstörerischen Kraft zu entwickeln, und einschreiten, um dieses Abgleiten in eine toxische Arbeitsumgebung zu verhindern.
Was können Sie tun, wenn ein Mitglied Ihres Teams mit einem Kollegen eines anderen Teams oder einer anderen Abteilung im Streit liegt, um diesen beiden zu helfen, den Weg aus der Krise zu finden? Und wie können Sie eine Arbeitsumgebung schaffen, in der Konflikte zur Förderung von Fortschritten und Erfolgen beitragen?
Greifen Sie auf die zeitlose Weisheit von einem der größten Anführer der Geschichte zurück - Mark Aurel.
Wer ist Mark Aurel?
Als wohl einer der größten Herrscher der Geschichte gilt Mark Aurel gemeinhin als die Verkörperung des idealen Anführers. Aurel, den Sie vielleicht als den weisen alten römischen Kaiser aus dem Film Gladiator kennen, regierte von 161 bis 180 n. Chr.
Konflikte waren ihm definitiv nicht unbekannt, so verbrachte er seine letzten Jahre im Kampf gegen die wachsende Bedrohung der germanischen Stämme. Er rang auch mit seiner eigenen Überzeugung, dass sein einziger Sohn, Commodus, ein untauglicher Nachfolger sei.
Gerade während dieser Zeit schrieb er Meditationen, das auch heute noch als bedeutendes philosophisches Werk erachtet wird. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Mark Aurels Betrachtungen und Überlegungen zur stoischen Philosophie.
Der Stoizismus ist darauf ausgerichtet, Dinge hinzunehmen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, und stattdessen unsere Emotionen zu beherrschen. Stoiker reagieren auf Konflikte mit Vernunft und Logik statt mit emotionalen Ausbrüchen. Eine Auseinandersetzung gewinnen zu wollen, ist sinnlos - alles was zählt, sind die Tugenden und der Charakter.
Stoiker sind jedoch keine Schwächlinge. Bei diesem Konzept geht es nicht darum, Leute alles sagen zu lassen, was sie wollen, weil es letztendlich sowie bedeutungslos ist. Es geht vielmehr darum, zu erkennen, was wirklich wichtig ist und was nicht, damit Sie sich nicht durch vorübergehende Probleme davon abhalten lassen, bestmögliche Arbeit zu leisten und Ihr "bestes Ich" an den Tag zu bringen.
Stolz, Politik, Büro-Etikette, "so machen wir das hier" - das sind Aspekte, die Stoiker versuchen zu ignorieren.
Ratschläge eines Stoikers für die Lösung von Konflikten
Aber wie wenden Sie 2.000 Jahre alte Ratschläge auf eine heutige Arbeitsumgebung an?
Konfliktbewältigung ist eine Aufgabe, mit der viele Teamleiter zu kämpfen haben oder der sie um jeden Preis aus dem Weg gehen. Tatsächlich haben 85 % der Führungskräfte Bedenken bezüglich ihres Unternehmens, haben jedoch aufgrund des daraus folgenden Konflikts Angst davor, diese anzusprechen.
Konflikte sind jedoch ein unvermeidbarer Bestandteil des Arbeitsplatzes. Aurels Werk Meditationen enthält kluge Weisheiten für Teamleiter von heute, die nach Strategien suchen, um solche Konflikte als Antriebskraft für Erfolg zu nutzen.
Konflikt ist unvermeidbar
Konflikte entstehen nicht nur, weil sich Menschen schlecht verhalten... manchmal aber eben doch. Stolz, negative Grundhaltungen oder Büropolitik sind Bestandteile des Unternehmensalltags. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, es gibt Menschen, die Ihnen Ihr Leben schwer machen, ganz einfach weil sie ausschließlich damit beschäftigt sind, ihr eigenes zu erleichtern.
Starten Sie in Ihren Tag in der Erwartung, dass Sie auf Widerstand treffen werden, dann ärgert es Sie nicht so sehr, wenn es geschieht. Gehen Sie im Voraus davon aus, dass andere Ihre Entscheidungen in Frage stellen, Ihre Zeit verschwenden und Ihre Hilfsbereitschaft ausnutzen werden.
Wenn Sie dieses Verhalten bereits im Voraus erwarten, dann können Sie sich mental darauf vorbereiten sowie lernen, wie Sie es vermeiden können, sich in zeitraubende Aufgaben und Diskussionen hineinziehen zu lassen und in der Lage sein, Ihre Entscheidungen zu rechtfertigen, wenn sie angezweifelt werden. Und falls die Dinge dann besser als erwartet laufen, dann sind Sie eben positiv überrascht.
Auch das geht vorbei
Eines der grundlegenden Prinzipien von Aurels Philosophie besagt, dass im Großen und Ganzen nichts von Dauer ist. Um mal einen Philosophen der ganz anderen Art zu zitieren: "Das Leben geht ziemlich schnell vorbei."
Das soll Sie jetzt nicht deprimieren - es ist eigentlich eine befreiende Aussage. Warum unsere wertvolle Zeit und Energie damit verschwenden, uns über Dinge aufzuregen, die nicht wirklich wichtig sind?
Die Kritik, die Ihr Marketingchef an Ihrer Kampagne übt, hat auf kosmischer Ebene überhaupt keine Bedeutung, auch wenn sie Ihnen in dem Moment absolut lebenswichtig erscheint. Eine leicht veränderte Sichtweise kann Sie davor bewahren, sich über Probleme zu ärgern, die Sie nur von den Dingen ablenken, die wirklich wichtig sind.
Sich über Konflikte den Kopf zu zermartern, macht sie nur noch schlimmer
Wut verschlimmert eine schlechte Situation nur. Sich darüber zu ärgern, dass jemand Sie während des Meetings herablassend behandelt hat, hilft Ihnen überhaupt nicht weiter - es bringt Sie nur noch mehr aus der Fassung.
Schlimmer noch, die unangenehme Situation dauert so noch länger an. Was ein kleiner Piepton auf Ihrem Radar hätte sein sollen, verankert sich in Ihrem Kopf je öfter Sie den Moment immer und immer wieder durchspielen. Und plötzlich stellen Sie fest, dass Sie mit Ihrer Arbeit überhaupt nicht vorangekommen sind, weil Sie zu beschäftigt damit waren, vor Wut zu kochen... oder noch schlimmer, zu jammern.
Wut schadet nur einer Person: Ihnen selbst.
Wessen Meinung hat wirklich Bedeutung?
Wen kümmert es, dass Jan aus der Design-Abteilung der Meinung ist, dass Ihre PowerPoint-Präsentation so aussehe, als stamme Sie von 1986? Und wenn Paul vom Performance-Marketing sagt, Ihre Ideen seien Mist, na und? Warum soll es so wichtig sein, wenn Laura aus dem Content-Marketing Ihre Text-Änderungen immer wieder löscht?
Letztendlich sind Sie nur wenigen Leuten gegenüber rechenschaftspflichtig. Warum soll es von Bedeutung sein, was die anderen denken? Lassen Sie sich davon nicht ärgern, sondern schöpfen Sie Selbstvertrauen aus der Tatsache, dass die Menschen, deren Meinung wirklich zählt, - Sie und Ihr Vorgesetzter - Vertrauen in Ihre Leistung haben.
Kritik ist nicht gleichzusetzen mit Konflikt
Machen Sie aus Kritik keinen Konflikt. Niemand ist perfekt und niemand leistet perfekte Arbeit. Eine ehrliche Selbstbetrachtung ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung und wir sollten jede Art des Feedbacks von allen Arten von Menschen begrüßen.
Wenn Sie jemand auf einen Makel in Ihrer Arbeit oder Denkweise hinweist, dann sehen Sie das nicht gleich als Angriff an. Sie brauchen nicht auf Ihren Defiziten herumzureiten oder sich ihretwegen unsicher fühlen. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, sie zu erkennen und sich ihrer anzunehmen. Profitieren Sie von der Kritik.
Konflikte entstehen, wenn Menschen mit ganzem Herzen bei der Sache sind
Was würden Sie bevorzugen: eine Gruppe teilnahmsloser "Ja-Sager"? Oder ein Team aus Leuten, die leidenschaftlich für das einstehen, was ihrer Meinung nach die beste Vorgehensweise ist?
Ein guter Teamplayer zu sein, bedeutet die anderen auch mal herauszufordern, um Denkfehler und mangelhafte Prozesse ans Licht zu bringen. Aber nicht jeder wird mit Ihnen über die Natur dieser Mängel übereinstimmen.
Die Finanzabteilung wird die wirtschaftlichste Lösung befürworten, während das Marketing für die anpassungsfähigste Lösung eintreten wird. Bei beiden handelt es sich um stichhaltige Überlegungen: Rentabilität ist genauso wichtig wie die Optimierung.
Andere Mitarbeiter widersprechen Ihnen nicht, weil sie Sie nicht mögen, gerne diskutieren oder schlichtweg falsch liegen. Sie machen einfach nur ihre Arbeit.
Das beste, was Sie für Ihr Team tun können, ist es, diese unterschwelligen Spannungen direkt anzusprechen und sie als etwas ganz Normales hinzustellen. Bringen Sie sie ans Tageslicht, damit sich alle darauf einstellen, dass sie abweichenden Auffassungen begegnen werden und verstehen, worauf diese zurückzuführen sind.
Wenn Sie sich das nächste mal auf den Weg zu einem Meeting machen, dann sagen Sie Ihrem Team: "Rechnen Sie damit, dass Lukas auf die schnellste Lösung pochen wird, und nicht auf die günstigste, denn die Einhaltung von Deadlines hat für ihn immer höchste Priorität." Erinnern Sie Ihr Team daran, dass Sie alle für die beste Lösung kämpfen.
Konflikte können die Innovationskraft fördern
Wenn Sie mit jemandem nicht auf einen Nenner kommen können und sich dieser Konflikt zu einem wirklichen Hindernis entwickelt oder Sie vom Erreichen Ihres Ziels abhält - dann suchen Sie einen neuen Weg. Nutzen Sie dies als Gelegenheit für eine kreative Problemlösung. Passen Sie sich an.
Laden Sie die vollständige Liste aller Zitate und Tipps herunter und lassen Sie sich inspirieren, wenn das nächste Mal Spannungen in Ihrem Team aufkommen.
Produktive Konflikte fördern
Ihre Führung ist der erste Schritt, der Ihrem Team zu einem besseren Umgang mit Konflikten am Arbeitsplatz verhilft. Ihre Teammitglieder müssen die Gewissheit haben, dass Sie für sie da sind, wenn Konflikte entstehen und ihnen mit Hilfe zur Seite stehen. Konflikte sollten sie nicht für sich behalten oder stillschweigend darüber brüten.
Schirmen Sie Ihr Team von Anfang an nicht gegen Konflikte oder Uneinigkeiten ab. Sprechen Sie offen über auf der Führungsebene vonstattengehende Diskussionen und Auseinandersetzungen, besonders über Entscheidungen, die Ihr Team betreffen. Sie müssen dabei keine schmutzige Wäsche waschen. Erklären Sie einfach nur, wie verschiedene Perspektiven bei der Findung einer neuen Lösung berücksichtigt wurden.
Ermuntern Sie im Rahmen Ihrer täglichen Teamarbeit dazu, abweichende Meinungen zu äußern und getroffene Annahmen in Frage zu stellen.
Statt Geschrei und Schuldzuweisungen fördern Sie die Art des Konflikts, die sich positiv auf den Gedankengang der Beteiligten und die Ergebnisse auswirkt.
Wir haben den eBook-Link auch an Ihre E-Mail geschickt, damit Sie ihn leichter finden.
Emily Bonnie
Emily is a former Content Marketer of Wrike. She specializes in leadership, collaboration, and productivity. Her brain is stuffed with obscure grammar rules, an embarrassing amount of Star Wars trivia, and her grandmother’s pie recipes.
Führung aus der Ferne: Wie Sie ein Remote-Team erfolgreich auf über 50 Mitarbeiter erweitern
Nic Bryson ist Senior Director des Kunden-Supports bei Wrike. Seit er 2009 im Kunden-Support bei uns anfing, hat er es geschafft, das ursprüngliche Ein-Mann-Team in ein Remote-Team von über 50 Mitarbeitern zu verwandeln, dessen Teammitglieder von allen Ecken der Welt aus arbeiten.
In den letzten 10 Jahren hat sich Remote-Arbeit allein in den Staaten um 103 % erhöht. Die Gründe sind höhere Mitarbeiterzufriedenheit, höhere Leistung und eine durchschnittliche Kosteneinsparung von über 11,000 US$ pro Mitarbeiter, pro Jahr. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass der Anstieg von Remote-Arbeit in nächster Zeit zurückgehen könnte. Die Fähigkeit, in einem Remote-Team zu arbeiten, ist inzwischen eine Must-Have-Kompetenz, besonders für kleine Unternehmen und Startup-Teams, die auf den globalen Talent-Pool und Freiberufler angewiesen sind, um Mitarbeiter mit den entsprechenden Qualifikationen zu finden, zu Bedingungen, die sie sich leisten können.
Auch wenn die Vorteile von Remote-Teamwork groß sind, stellen sie trotzdem gleichzeitig eine Herausforderung dar — besonders für Manager und Projektleiter. Kommunikation, Fortschritts- und Prioritätenverfolgung sowie Ressourcen-Management werden durch die Distanz erschwert. Außerdem muss man Faktoren wie Zeitzonen, Sprachen und kulturelle Barrieren beachten. Selbst mit den richtigen Tools und Prozessen, die die tägliche Arbeit mit Remote-Teams einfacher gestalten, gibt es trotzdem eine große Herausforderung: Die Größe Ihres Teams an die zunehmende Größe des Unternehmens anzupassen. Wie arbeitet man am besten neue Teammitglieder ein und wie vermittelt man ihnen eine lebendige Teamkultur? Wie kann man berufliche Weiterentwicklung und Karriere-Chancen fördern, wenn man sich nur einmal im Jahr persönlich trifft?
Hier bei Wrike wurden wir mit all diesen Fragen konfrontiert: bei unserem Kunden-Support Team, geleitet von Nic Bryson. In den letzten 8 Jahren hat er das Ein-Mann-Team (er selber) auf ein Team mit über 50 Teammitgliedern erweitert, die von den verschiedensten Orten in Nord- und Süd-Amerika und von Europa aus arbeiten. Von der Einarbeitung neuer Teammitglieder bis hin zur Beförderung von neuen Teamleitern hat Bryson am eigenen Leib gespürt, wie schwierig es ist, ein Remote-Team zu erweitern. Hier teilt er mit uns einige wichtige Lektionen, die er in den letzten Jahren gelernt hat:
Wichtige Tipps für die Einstellung von Remote-Arbeitern
Nicht alle Menschen sind für Remote-Arbeit geeignet. Viele Heimarbeiter kämpfen gegen Einsamkeit, leiden unter dem Druck, immer verfügbar sein zu müssen, und haben große Schwierigkeiten, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben aufzubauen. Deswegen reicht es nicht aus, im Bewerbungsprozess nur die technischen Fähigkeiten und das Wissen zu beurteilen, man muss auch auswerten, ob die Persönlichkeit des Kandidaten mit Remote-Arbeit kompatibel ist. Wenn Sie einen neuen Kandidaten in Betracht ziehen, auf was sollten Sie achten?
Laut Nic Bryson, Senior Director des Kunden-Supports bei Wrike, besteht der Schlüssel darin, jemanden zu finden, der proaktiv ist: jemand der nach eigenen Lösungen sucht und sich gleichzeitig anstrengt, in Verbindung mit seinen Teamkollegen zu bleiben.
Im Bereich Kunden-Support bedeutet das, jemand der nicht nur herumsitzt und auf das nächste Support-Ticket wartet, sondern jemand, der sich aktiv daran beteiligt, Prozesse und Projekte zu verbessern. Als Manager kann man dementsprechend einen solchen Mitarbeiter nicht nach der Anzahl von bearbeiteten Tickets oder erledigten Aufgaben bewerten, sondern man muss sich eher an der Qualität der Arbeit und der Einsatzbereitschaft orientieren. Jemand, der nicht nur die Fragen der Kunden beantwortet, sondern ihnen auch gerne weitere Materialien zum Thema empfehlt oder sich die Zeit nimmt, ein paar Tage später noch einmal nachzuhaken. Jemand, der darüber nachdenkt, wie man die Arbeit am besten erledigen kann und wie man sie effizienter oder effektiver gestalten könnte.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt, den man bedenken sollte: Ist der Kandidat ein geselliger Mensch? Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich, dass extrovertierte Menschen sich mit Remote-Arbeit, ohne persönlichen Kontakt mit anderen Menschen, anfreunden können. Bryson aber vertritt die Meinung, dass besonders das Bedürfnis, Verbindungen mit anderen aufzubauen, essentiell ist. Gerade diese Art von Mitarbeitern wird sich bemühen, mit den anderen Teammitgliedern zu kommunizieren, egal ob über Chat, Apps oder Videoanrufe, was einen sehr positiven Einfluss auf die Teamkultur hat
Strategien zur Einarbeitung, um Remote-Mitarbeiter von Anfang an einzubinden
Da Remote-Teammitglieder nicht mal eben in Ihrem Büro vorbei schauen oder kurz dem Schreibtischnachbar eine Frage stellen können, ist die Möglichkeit, anderen Menschen bei der Arbeit zuzusehen und davon zu lernen, sehr begrenzt. Lockere Gespräche mit Kollegen von anderen Abteilungen im Büro oder beim Mittagessen sind bei Remote-Teammitgliedern nicht selbstverständlich, was besonders bei neuen Teammitgliedern dazu führen kann, dass sie kein klares Bild davon haben, wie das Unternehmen als Ganzes funktioniert.
Deswegen ist eine umfangreiche Einarbeitung ausschlaggebend, wenn man neue Remote-Mitarbeiter an Bord willkommen heißt. Remote-Manager müssen sich daher besonders anstrengen, um für ihr Team erreichbar zu sein, Fragen zu beantworten, regelmäßig Support zu bieten und Trainings-Materialien und Hintergründe zur Verfügung zu stellen, die die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit erleichtern.
Bryson sagt: „Es ist auch sehr wichtig, dass Mitarbeiter wissen, was sie nicht wissen — und sich darüber im Klaren sind, dass von ihnen nicht erwartet wird, allwissend zu sein. Es gibt keine blöden Fragen. Teammitgliedern sollte es leicht fallen, um Hilfe zu bitten. Remote-Mitarbeiter müssen die Möglichkeit haben, sich eigenständig zu informieren oder wissen, wer genau am besten ihre Frage beantworten kann.“ Stellen Sie sicher, dass Ihre Remote-Teamglieder Zugriff auf laufende Fortbildungen haben und zum Fragen ermutigt werden, egal wie lange sie schon für das Unternehmen arbeiten.
Eine starke Teamkultur und „Servant Leadership“ (Dienende Führung, Führungsansatz von Robert Greenleaf)
Eine dynamische Teamkultur aufzubauen ist schon schwer genug, wenn die Teammitglieder zusammen in einem Büro arbeiten. Wenn man allerdings von einem Laptop aus kommunizieren muss, ist es eine wahre Herausforderung, enge Beziehungen zu Kollegen und eine Atmosphäre der konstruktiven Zusammenarbeit aufzubauen. Je größer das Team, umso größer die Herausforderung.
Als das Kunden-Support-Team von Wrike nur aus einer Handvoll Mitarbeitern bestand, erhielten neue Teammitglieder ausreichend Einzel-Training von allen Kollegen, durch das die Beziehungen im Team automatisch entstanden. Als das Team allerdings allmählich einen größeren Umfang annahm, legte Bryson viel Wert auf eine Mentalität der "dienenden Führung". Mitarbeiter wurden nicht nur wegen ihrer guten Leistung bei der Arbeit zu Führungskräften befördert, sondern auch aufgrund der Bereitschaft, ihren Teamkollegen zu helfen. Dank dieser Maßnahme besteht das Führungsteam heute aus Personen, die ständig darum bemüht sind, ihren Teammitgliedern zu helfen und ihnen Materialien, Betreuung und Beratung zur Verfügung zu stellen, damit alle erfolgreich ihre Arbeit erledigen und Karriere machen können.
Tools wie Slack fördern die Kommunikation den ganzen Tag über. Es kann alles besprochen werden: Von arbeitsbezogenen Themen über persönliche Neuigkeiten bis hin zur Popkultur. Mitarbeiter werden dadurch ermutigt, offen über Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, zu sprechen und Fragen zu stellen. Bryson vertritt die Meinung, dass diese Art von offener und zwangloser Kommunikation hilft, Probleme bei Prozessen zu lösen, die bei Remote-Teams oft gar nicht erst ans Licht kommen, da der direkte Kontakt fehlt und Mitarbeiter sich eventuell scheuen zuzugeben, dass sie Schwierigkeiten in bestimmten Bereichen ihrer Arbeit haben.
Zusätzlich verwendet das Team Zoom für Meetings. Dieses Tool unterstützt bis zu 25 Webcams. Bryson sagt, dass es einen großen Unterschied in einer Besprechung macht, wenn sich alle Teammitglieder per Webcam sehen können. Das ermöglicht ihnen, mehr Zeit von Angesicht zu Angesicht zu verbringen. „Wenn jemand seine Webcam nicht angeschaltet hat, wird einer der Teamkollegen sagen: Hey, wir wollen dich sehen, wir möchten nicht mit einem schwarzen Bildschirm reden!“
Man sollte niemals vergessen, dass es nicht nur um die Häufigkeit der Kommunikation geht, sondern auch um die Qualität. Wenn Ihr Team Ihre Nachrichten per E-Mail, Chat oder im Kommentarbereich der Management-Software erhält, fehlen wichtige Hinweise, wie der Tonfall und die Körpersprache. Wenn noch verschiedene Sprachen und Kulturen dazukommen, können diese Nuancen noch schwieriger zu übersetzen sein.
Selbst allgemein bekannte Redensarten können aus der Sicht einer anderen Kultur falsch verstanden werden. Bryson erinnert sich: „Vor Längerem unterhielt sich ein Kunde mit jemanden aus unserem Support-Team und mitten im Gespräch sagte der Kunde „You guys are killing it!“ (Ihr leistet super gute Arbeit!) und unser Teammitglied antwortete darauf so etwas Ähnliches wie „Oh, das tut mir aber wirklich leid!" — er hatte den Ausdruck wörtlich interpretiert und dachte, dass der Kunde die Arbeit des Support-Teams kritisiert hätte — und das ist nur eines der vielen Beispiele, bei denen man deutlich merkt, welchen großen Einfluss Sprachen und Kulturen auf die Kommunikation haben. Dementsprechend muss ein Teamleiter sicherstellen, dass sein Team weiß, was mit den umgangssprachlichen Ausdrücken gemeint ist, mit denen die Teammitglieder aus den verschiedensten Ecken der Welt eventuell noch nicht vertraut sind."
Da die Atmosphäre am Arbeitsplatz in vielen Unternehmen immer informeller wird, kann man Emojis und Gifs verwenden, um Hinweise wie Tonfall und Körpersprache wenigstens teilweise zu ersetzen, was die Kommunikation innerhalb des Remote-Teams wesentlich erleichtert (und auch lustiger macht!).
Sich der Herausforderung von Führung und beruflicher Entwicklung bei einem Remote-Team stellen
Es ist an sich schon schwierig, Remote-Teammitglieder aus der Ferne zu betreuen und zu beraten. Darüber hinaus müssen Sie Ihrem Team aber auch Karrieremöglichkeiten bieten: Das ist ausschlaggebend, damit gute Mitarbeiter langfristig am Ball bleiben. Wenn Sie möchten, dass Ihre Mitarbeiter mit dem Unternehmen mitwachsen, müssen Sie die berufliche Entwicklung Ihrer Teammitglieder fördern. Das ist der Hauptgrund, warum für Bryson wöchentliche Ono-to-one-Besprechungen so wichtig sind.
In der heutigen Kultur der ständigen Kommunikation können Einzelbesprechungen überflüssig erscheinen: Den Support-Team-Manager kann man über Slack erreichen, Fragen werden sofort beantwortet und pausenlos werden Gespräche geführt. Bryson erklärt: „Manchmal kommt Zweifel auf: Wenn man eh schon die ganze Zeit in Kontakt ist, wofür sollte man sich dann auch noch zu einer Einzelbesprechung treffen? Hier kommt der Unterschied zwischen Training und Entwicklung ins Spiel.“
Training wird von den Mitarbeitern benötigt, damit sie ihre Arbeit erledigen können. Diese Art von Unterstützung erhalten Mitarbeiter bei Gesprächen über Slack und in Team-Meetings. Hier vermitteln Manager die Details von „Was der Mitarbeiter tun soll und wie er es tun soll.“ Bei einer Einzelbesprechung haben Teammitglieder die Chance zu sagen „Ich würde gerne das und das machen.“
Die wöchentlichen Einzelbesprechungen stellen die Karriereentwicklung in den Vordergrund und geben Teammitgliedern die nötige Zeit, um über ihre eigenen Ziele und berufliche Weiterentwicklung zu sprechen. Außerdem ermöglicht es den Managern, Verantwortungen zu delegieren, und bietet den Teammitgliedern Chancen, neue Fähigkeiten zu erwerben.
Wie die erfolgreichsten Remote-Teams zusammenarbeiten
Da immer mehr Unternehmen neue Arbeitsmethoden anwenden, müssen Manager sich von dem Klischee befreien, dass Remote-Teams nur funktionieren, wenn es kleine Teams sind. Teams, die strukturiert und transparent sind und außerdem gerne Wissen untereinander austauschen, können auch größer werden — und das tun sie — genauso effizient wie Teams, die am selben Ort arbeiten.
Führung
10 Min. Lesezeit
Warum Manager unrealistische Erwartungen an die Fähigkeiten ihres Teams haben
Wir haben drei Gründe aufgedeckt, warum Manager eventuell unrealistische Erwartungen an die Leistungsfähigkeit ihrer Teams haben könnten und mit welchen Strategien dies vermieden werden kann.
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